Unser Hintergrund
„(1) Der Verein ist aus dem Projektstudium zum Thema „Heimerziehung als gesellschaftliches Konfliktfeld“ hervorgegangen. Sein Zweck ist es, die Ergebnisse des Projektstudiums weiter zu verbreiten
und insbesondere die Nutzung des Theaterstücks„Heimrevolte – Nicht nur ‚Peter, I love you‘ oder ‚Allet
scheiße’“ zu verwalten und zu gestalten.“ (Aus der Satzung des Vereins.)
Im studentisch erkämpften Projektstudium „Universität in gesellschaftlicher Verantwortung“ an
der Uni Hamburg (Fakultät für Erziehungswissenschaft) haben wir uns drei Semester lang mit der
Heimerziehung als pädagogischem Konfliktfeld auseinandergesetzt.
Die Geschichte der Heimerziehung ist sowohl eine von Ausbeutung und Gewalt als auch von Aufbegehren und erkämpfter Demokratisierung. Doch auch heute ist die geschlossene Unterbringung von
„Abweichler:innen“ in der Jugendhilfe noch immer gängige Praxis. Dass eine solche für bestimmte
Kinder und Jugendliche nach wie vor als notwendig erachtet wird, zeigen auch die aktuellen Planungen des Hamburger Senats zur Schaffung einer Einrichtung für 9-13-jährige, in der freiheitsentziehende Maßnahmen angewandt werden sollen.
Besonders in diesen repressiven Formen von Heimerziehung wird der Grundkonflikt in der
(Sozial-)Pädagogik deutlich: Geht es um die Anpassung von vermeintlichen Abweichler:innen an
bürgerliche Normen oder geht es um gesellschaftliche Konflikte, in deren gemeinsamer Bearbeitung eine erweiterte Handlungsfähigkeit entwickelt wird?
In Auseinandersetzung mit diesem Konflikt haben wirdas Theaterstück „Heimrevolte – Nicht nur ‚Peter, I
love you‘ oder ‚Allet scheiße‘“ geschrieben und inszeniert. Es bringt verschiedene – historische und gegenwärtige – pädagogische Positionen an einen Tisch, die darum ringen, wie progressive strukturelle
Veränderungen in der Jugendhilfe bewirkt werden können.
Die Uraufführung fand am 19. Januar 2023 im Anna-Siemsen-Hörsaal an der Universität Hamburg
statt. Es folgten u.a. Aufführungen an der Ernst Abbe-Hochschule in Jena, im Rahmen eines Fachtags im Ohnsorg-Theater und an der HAW Hamburg.
Daran schlossen sich jeweils intensive Publikumsdiskussionen an, in denen über grundsätzliche Probleme und Hindernisse im aktuellen JugendhilfeSystem (Personalmangel, Bürokratisierung, Wettbewerbsorientierung etc.) sowie über (kollektive) (4. Akt: Schlussszene I) Handlungsmöglichkeiten debattiert wurde.
In gesellschaftlicher Verantwortung
„(2) Darüber hinaus verfolgt [der Verein] den Zweck,Maßnahmen und pädagogische Konzepte, die auf die
der Jugendhilfe und Erziehung durch Schaffung verlässlicher Orte im Stadtteil,
demokratischer Wohngruppen und Kinderrepubliken gerichtet sind, zu unterstützen und weiterzuentwickeln.“ (Aus der Satzung des Vereins.) Mit weiteren Aufführungen des Theaterstücks,
Publikationen, Filmproduktion und darüberhinausgehenden Aktivitäten des Vereins wollen wir die Auseinandersetzung darum auch für andere Bildungsinstitutionen und Interessierte verfügbar machen und so nachhaltig wirksame Veränderungen in der Jugendhilfe und darüber hinaus anstoßen –
um ein demokratisches Jugendwohl zu verwirklichen.
Satzung des Vereins „Heimrevolte – Demokratisches Jugendwohl e.V.“